Auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern finden Kurgäste und Erholungssuchende im Gesundheitsgarten von Bad Nauheim eine Fülle von Angeboten, die sowohl Körper als auch Geist ansprechen. Rund um den restaurierten Gradierbau II wurde die umliegende Parklandschaft in einen phantasievollen Garten verwandelt: Angefangen von Barfußwegen, die neue Lauferfahrungen vermitteln und die Füße ungemein sensibilisieren, bis zu Summsteinen, in deren Aushöhlung, dem sogenannten Summloch, jeder spielerisch seine Stimme und ihre Resonanz erproben kann. Insgesamt 15 Stationen für die sinnliche Wahrnehmung wurden im Gesundheitsgarten geschaffen.
Es ist für jeden eine ungewohnte Herausforderung, seine Wahrnehmung auch einmal an einer Tastwand zu schulen oder auf einer Partnerschaukel die Bewegungen zu koordinieren. Ergotherapeuten und Sportwissenschaftler haben das Konzept gemeinsam entwickelt. An Bewegungsgeräten können hier motorische Grundfähigkeiten wie Kraft, Ausdauer und Koordination trainiert werden. Schautafeln erläutern, wozu jede einzelne Station dient und welche Sinne stimuliert werden.
Sebastian Kneipp, der Wasserdoktor des 19. Jahrhunderts, lebt im Kneippverein weiter. Wer den Namen Kneipp liest, denkt wahrscheinlich recht schnell an Wasser und an Kuren: an Kneippkuren. Vom Wassertreten, den Kneippschen Güssen und kalten Waschungen haben viele schon gehört. Der Begründer dieser Kur, Sebastian Kneipp, lebte von 1821 bis 1897 in Deutschland und wirkte als Heilkundler, Naturarzt und katholischer Priester. Letzteres war schon in jungen Jahren sein innigster Wunsch. Doch stellt sich die Frage, was einen katholischer Priester dazu veranlasste, sich mit der Heilkraft des Wassers auseinander zu setzen?
Ein schweres Tuberkuloseleiden, das Kneipp im Jahre 1845 ereilte, spielte eine entscheidende Rolle. Mehrere Therapien blieben erfolglos, so dass er nach einigen »Selbstversuchern« zu der Erkenntnis gelangte: „Wenn es für mich – dem alles Angewandte nicht geholfen – ein Heilmittel gibt, so wird es das Wasser sein.“ So ist es in einem Buch zu lesen. Seine eigene Erkrankung war somit der Anstoß, die Kneippkur in einer Art „Eigentherapie“ zu entwickeln.
Es werden in regelmäßigen Abständen Führungen angeboten.
Als Besonderheit sind die Schilder für alle Kräuter farbig illustriert und auch mit Blindenschrift versehen.
Die fünf erhaltenen Bad Nauheimer Gradierbauten, einst Bestandteile von Europas modernster Salzfabrik (Saline), laden Kurgäste und Tagestouristen zu wohltuenden „Atempausen“ ein. Inhaliert man in ihrer Nähe die salzhaltige Luft, spürt man unmittelbar eine angenehme Wirkung auf die Atemwege. An den mit Schwarzdornzweigen befüllten Bauten rieselt die Sole herab und reichert die Umgebungsluft an. Wassertröpfchen binden die Partikel in der Atmosphäre. Wie eine frische Brise Seeluft wird der Aufenthalt an den Gradierbauten empfunden. Die salzige Luft, die in unzähligen feinen Tröpfchen um die Gradierbauten weht, befeuchtet die Atemwege und entfaltet eine positive Wirkung. Feine Salzkristalle reinigen die Atemorgane und lassen die Schleimhäute so abschwellen. Auch wer unter Husten, Heiserkeit oder Asthma leidet, findet beim Inhalieren der kochsalz- und solehaltigen Lösung Erleichterung.
Unsere Vorfahren dachten beim Solewasser allerdings zunächst nicht an die Gesundheit, sondern wussten um die Bedeutung des Salzes für das tägliche Leben. Salz war zeitweise fast so selten und wertvoll wie Gold. Die Kelten gewannen ca. 400 bis 300 vor Christus im heutigen Stadtgebiet entlang der Usa mit einfachsten Mitteln Salz aus den damals noch aus dem Boden quellenden Wasser. Besonders anschaulich wird die Geschichte der Bad Nauheimer Salzgewinnung am archäologischen Kelten-Pavillon am Gradierbau I erläutert. Besucher erfahren hier viele spannende Details über die Lebens- und Arbeitsweise der Kelten.
Vor einigen Jahren begann der Hesssiche Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband e.V. mit der Einführung des bundeseinheitlichen Zertifizierungsverfahrens für ambulante Rehabilitationssportgruppen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Hessischen Reha-Sportverbandes in Büdingen wurden dem Kneippverein Bad Nauheim-Friedberg e.V. die ersten Zertifikate als qualifizierten Leistungserbringer für den Rehabilitationssport auf den Gebieten der Herz- und Kreislauferkrankungen, Osteoporose, Nieren- und nach Krebserkrankungen übergeben.