„Der Wasserdoktor aus Wörishofen nannte das kalte Armbad die zweite Tasse Kaffee am Morgen, weil es belebt und den Kreislauf anregt. Es ist eine schnelle und effektive Möglichkeit, um den Körper abzukühlen“, sagt Dr. Lutz Ehnert, Vorsitzender des Kneipp-Vereins Bad Nauheim, Friedberg, Bad Salzhausen und des Kneipp-Landesverbands Hessen. Das Armbad ist an jedem Wasserhahn oder Brunnen möglich. Optimale Bedingungen finden Hitzegeplagte an den Armbecken im Kneipp-Garten unterhalb des Büdinger Freibads oder im Gesundheitsgarten in Bad Nauheim.
„Tauchen Sie zuerst mit dem rechten Arm, dann den linken in das Wasser, das idealerweise maximal 18 Grad haben sollte. Erst wenn Sie ein Kältegefühl merken, meist ist das nach 30 bis 40 Sekunden spürbar, nehmen Sie die Arme aus dem Becken. Danach streift man das Wasser nur ab und bewegt sich“, rät Myriam Lenz, Kneipp-Gesundheitstrainerin (SKA). Auch zuhause oder im Büro ist es einfach umzusetzen: Es reicht ein Waschbecken oder eine Schüssel mit kaltem Wasser. Sofort strömt die Kühle durch den Körper und mildert die Hitze. Das Armbad fördert zudem die Durchblutung und bringt neuen Schwung in müde Glieder.
Für den wohltuenden Armguss stellen Sie sich zuhause in die Dusche oder beugen Sie sich mit dem Oberkörper über die Badewanne. Ist der Duschkopf abgeschraubt, entsteht ein gebündelter Wasserstrahl. Der Armguss ist auch im Garten mit einem Wasserschlauch einfach umzusetzen. Begonnen wird am kleinen Finger der rechten Hand, die Handfläche zeigt nach unten. Der Wasserstrahl wird vom kleinen Finger außen in Richtung Schulter geführt. Dort wird ein paar Sekunden verweilt. Danach dreht man die Handfläche nach oben, und der Wasserstrahl kehrt an der Innenseite des Armes zurück. Danach ist der linke Arm an der Reihe. Das Ganze kann ein- bis dreimal wiederholt werden. Der kalte Wasserstrahl hilft auch, den Kopf freizubekommen und Stress abzubauen.
Beide Anwendungen können mehrmals täglich durchgeführt werden und bieten auf sanfte Weise eine natürliche, schnelle Erfrischung. „Probieren Sie es aus – Ihr Körper wird es Ihnen danken“, ermutigt Myriam Lenz.
Zwischen verschiedenen Wasseranwendungen sollten mindestens zwei Stunden liegen. Daher ist es sinnvoll, nach einem Armbad nicht gleich zum Wassertreten zu gehen. Dann heben sich die Wirkungen auf.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist bei solchen Temperaturen unumgänglich. Um dies nicht zu vernachlässigen, ist es hilfreich, sich immer wieder ein großes Glas mit Wasser in Reichweite zu stellen. Natürliche Durstlöscher sind zum Beispiel auch ungesüßte Kräutertees oder selbst gemachte Limonaden mit Ingwer und Basilikum oder Mischungen mit Giersch, Zitronenmelisse und anderen Kräutern. Intensive Trainingsprogramme sollte man besser vermeiden.
Info: Die Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp ist im Alltag vieler Menschen präsent – oft ganz unbewusst. Denn sie ist weit mehr als das weithin bekannte Wassertreten. Vom kurzen kalten Abduschen nach der morgendlichen Dusche bis hin zum Wadenwickel bei Fieber; das alles ist Teil der Kneippschen Hydrotherapie, die das Reiz-Reaktionsprinzip von Temperaturunterschieden durch Wasser auf den Körper nutzt. Insgesamt gibt es etwa 120 Wasseranwendungen nach Sebastian Kneipp, wobei kaltes Wasser das maßgebliche Heilmittel der Wahl ist, warmes Wasser meist nur im Wechsel mit kaltem zum Einsatz kommt.
Bild 1: Das Armbad kühlt innerhalb weniger Sekunden. In den Kneipp-Anlagen in Büdingen oder Bad Nauheim gibt es spezielle Armbecken dafür.
Bild 2: Hier kommt ein spezielles Gießrohr zum Einsatz. Mit einem einfachen Gartenschlauch lässt sich der Armguss auch sehr gut umsetzen.
Fotos: Kneipp-Verlag